Noch zu viele Baustellen bei Umsetzung der Inklusion!

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte Lehrer, Eltern und Kommunalpolitiker zu dem Film Bergfidel mit anschließender Diskussion ins GOlI in Goch eingeladen.  60 Personen waren der Einladung gefolgt. Auch wenn das Schulamt nicht vertreten war, kam es nach dem Film zu einer intensiven, aber an der Sache orientierten Diskussion. Walter Seefluth von der GEW stellte sich den Fragen der Zuschauer. Er forderte vom Kreistag und den Kommunalpolitikern zunächst einmal ein klares Bekenntnis und den Willen zur Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention. Davon ausgehend sollte dann ein regionaler Inklusionsplan mit Betroffenen erarbeitet werden. Nur einen Teil, die Zukunft der Förderschulen zu bearbeiten, sei zu wenig. Denn immerhin müssten diese Schüler weiter beschult werden. Dazu sollten Schwerpunktschulen benannt und auf diese Aufgabe vorbereitet werden. Denn die Mittel für eine entsprechende bauliche Umgestaltung können bereits abgerufen werden. An diesem Punkt schaltete sich einer der anwesenden Kommunalpolitiker: „Bevor Maßnahmen vorgenommen werden könnten, muss Klarheit über ein tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept bestehen. Bei den Kommunen ist das Geld knapp, Fehlinvestitionen kann sich niemand leisten!“ Auch in der Frage von personellen Standards, die der Film aufzeigte, ist es eine Frage des Geldes: In Emmerich fallen 720000,-€ allein für Integrationshelfer an. Die Lehrkräfte im Publikum wiesen eindringlich darauf hin, dass ohne diese zusätzlichen Maßnahmen die ungelösten Probleme allein auf dem Rücken der Kinder und Pädagogen ausgetragen würden.  Genau daher rührten die Ängste, da sich die Arbeitsbedingungen an den Schulen  - wie am Beispiel der Streichung der Mittel für den Vertretungsunterricht ersichtlich- weiter verschlechterten. Dies nahm eine Elternvertreterin auf, die eine fehlende positive Haltung zur Inklusion sowohl in der Eltern- als auch in der Lehrerschaft beklagte: „Kinder und Eltern von „Problemkindern“ würden weggemobbt.“ In der Antwort einer Lehrerin kam ihre Verunsicherung zum Ausdruck, als sie die fehlende Vorbereitung durch Fortbildung und zu wenige zeitliche Ressourcen bei der bereits bestehenden psychischen und physischen Belastung ansprach: „ Trotz meiner positiven Einstellung sind es diese Faktoren, die zur Befürchtung führen, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.“ Hier schaltete sich Seefluth ein und meinte: „Wenn die Bedingungen nicht stimmen, muss die Umsetzung verschoben und verändert werden, damit Inklusion erfolgreich praktiziert werden kann. Alles andere wäre ein Missbrauch für Sparmaßnahmen !“

Einigkeit bestand in der Bewertung des Films, der zum Abbau von Ängsten sicher beitragen kann. Walter Seefluth nahm den Vorschlag aus dem Publikum zustimmend auf, solche Veranstaltungen direkt an den Schulen durchzuführen: „Die GEW ist bereit, in die Schulen zu kommen!“

Auch die Anregung,  stärker zu kooperieren, wurde von der GEW begrüßt: Um die Diskussion zu versachlichen, sollte  der Kreis Kleve Fachleute und Betroffenenverbände einladen, um ein gemeinsames und transparentes Vorgehen bei der Umsetzung der Inklusion abzustimmen. „Eltern, Lehrer und Kommunalpolitiker würden sich sicherlich freuen, wenn die vielen noch sichtbaren Baustellen angegangen und fertiggestellt würden. Vorbild können die Inklusionspläne von Köln und dem Kreis Warendorf sein, denn der jetzt begonnene Prozess wird sicherlich noch mindestens 10 Jahre dauern!“ fasste Seefluth das Ergebnis der Diskussion zusammen.

Dazu auch: Schulamt lehnt Gesrächsangebot ab