Wird Unterricht in der Schule zur Nebensache?

Immer wieder hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft die angespannte Stellensituation besonders bei Grund-und Förderschulpädagogen im Kreis Kleve hingewiesen. Die Lehrerfeuerwehr im Primarbereich - für die kurzfristige Vertretungstätigkeit von erkrankten Lehrkräften gedacht - hat nie funktioniert, im Kreis gab es immer zu wenig Lehrer.

Nun hat die Landesregierung dem noch eins draufgesetzt: Wenn jetzt eine Lehrkraft erkrankt oder eine Lehrerin wegen Schwangerschaft ausfällt, gibt es keinen Ersatz mehr: Unterricht muss ausfallen, weil das Land dafür die bisher schon kaum ausreichenden Geldmittel um die Hälfte kürzt.

Und es kommt noch schlimmer: Vertretungslehrer mit befristeten Arbeitsverträgen können nicht weiter arbeiten, weil die Verträge nicht verlängert werden.

„So fallen mitten im Schuljahr Stunden aus, die nicht aufgefangen werden können. Unterricht wird bei dieser Landesregierung so zur Nebensache, die Schuldenbremse wird wichtiger als die Ausbildung der Schüler“, beschreibt Walter Seefluth von der GEW die eingetretene Lage.

Wütend führt er weiter aus: „Wer die Parteiprogramme von Rot-Grün liest und den Versprechungen – keine Kürzung bei der Bildung – geglaubt hat, wird nun eines Besseren belehrt.  In meiner über vierzigjährigen Tätigkeit als Lehrer habe ich so etwas noch nicht erlebt. Diese Regierung verspielt jeden Kredit, wenn sie den Hebel nicht sofort umwirft!“

Angesichts der vielen angestrebten Veränderungen im Bildungsbereich muss nach Auffassung der GEW nun hinterfragt werden, ob die Inklusion überhaupt umgesetzt werden kann. „Wenn nicht einmal für den normalen Unterricht Geld da ist, wie sollen dann Reformen umgesetzt werden?“ fragt Walter Seefluth.

Die Stimmung an den Schulen schwankt zwischen Resignation und überschäumender Wut, kann die GEW aus den unzähligen Telefonaten und Gesprächen berichten.

„Frau Ministerin Löhrmann nehmen Sie den Kürzungsbeschluss für Vertretungsmittel umgehend zurück, ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Bildungspolitik dieser Regierung sind in Gefahr. Sie schwächen ihre Position bei der Umsetzung weiterer Reformen“, fordert der GEW-Kreisverband.

Nicht nur mit diesem Verlangen, auch in den Personalräten und GEW-Gremien wird sich die Gewerkschaft für die Kinder, die Anspruch auf Unterricht haben, einsetzen.

„Es darf einfach nicht in Anlehnung an ein altes Motto heißen: Bei den Banken sind sie fix, für die Kinder tun sie nichts! Nach einer Qualitätsanalyse der Schulbürokratie ist sicherlich erheblich mehr Geld zu sparen“, kann Seefluth auch Alternativen vorschlagen.