Verliert der Kreis Kleve den Anschluss?

Wieder gibt es einmal eine Studie, die den Kreis Kleve mit seinen Gemeinden bewertet. Wieder einmal stellt das Ergebnis nicht zufrieden. Die Prognos AG hat einen Zukunftsatlas über alle kreisfreien Städte sowie Kreise in Deutschland erstellt und eine Reihenfolge über die Aussichten aufgelistet. Platz 222 nimmt der Kreis Kleve im Jahre 2013 ein; um 79 Plätze ist er im Vergleich zu 2010 zurückgefallen. Da lag er noch an der 1 43. Stelle der über 400 untersuchten Regionen.

„Die Gründe für dieses unerwartet schlechte Abschneiden des Kreises sind vielfältig, allein die Wertschätzung der Bildung kann schon Indiz sein“, findet Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Erklärung. Er setzt sich mit den einzelnen Daten auseinander.

Im Bereich „Wohlstand und soziale Lage“ verliert der Kreis über 100 Plätze von 180 auf 295 in den letzten drei Jahren. Eine Ursache für diesen Rückgang kann ein Vergleich mit dem ähnlich ländlich strukturierten Grenzkreis Borken liefern.  Dieser Landkreis gewann 30 Plätze und stieg von 218 nach 188 auf.  Die Ausgaben aus dem Bildungs- und Teilhabepaket im vergangenen Jahr belegen die unterschiedliche Haltung in den Kreisen: Durch Werbung und Einsatz in Schulen und Familien kam das Geld bei den bedürftigen Empfängern an. Es wurden sogar noch 200 000,- € mehr benötigt als vorhanden waren.  1, 6 Mill. betrug der Bundeszuschuss und 1,8 Mill. wurden an Unterstützung gezahlt. Im Kreis Kleve dagegen blieben   500 000,--€ in 2012 liegen, von den 1,8 Mill. Bundesmitteln kamen nur 1,3 Mill. an Unterstützung an. In jedem Fall hat sich der Einsatz des Kreises Borken im sozialen Bereich mit einer um über 100 Plätzen besseren Einstufung  gegenüber dem Kreis Kleve gelohnt.

Ein Blick auf die Schullandschaft zeigt schnell auf, warum es in den beiden Kreisen auch bei der Dynamik und der Stärke gegenläufige Entwicklungen gibt. „Wer beobachtet, wie schwer es sich Rees und Geldern  mit neuen Schulformen wie der Gesamtschule machen, merkt schnell, dass es an einer ausgewogenen Vielfalt und Dynamik mangelt. Ein Abendgymnasium – oder Kolleg findet sich hier nicht“, begründet Seefluth den Verlust von Rangplätzen für den Kreis Kleve.

Wer dazu einen Blick auf die Websites der beiden Kreise Kleve und Borken zum Thema „Schulen“ wirft, merkt schnell, wie wichtig den Verantwortlichen die Bildung ist. Im Kreis Borken werden gleich Hilfen und wesentliche Adressen für die Lehrkräfte angeboten, die finden sich in Kleve nicht. Denn das Schulamt hat in Borken eine eigene Seite, damit wird die Bedeutung unterstrichen. „Wenn der Kreis Kleve im Ranking wieder nach oben will, sollte er sich am Kreis Borken orientieren. Eine gute Praxis zu übernehmen, könnte hilfreich sein“, schlägt die GEW vor.

„Wir alle im Kreis Kleve wünschen uns die erforderliche Entwicklung, aber dann muss sich der Kreis daran stärker beteiligen und gemeinsam mit den Gemeinden Fortschritte erreichen. Das ist nun einmal seine Aufgabe, darum darf er sich nicht zurückziehen. Die Gründung der Hochschule Rhein-Waal hat bewiesen, dass es gemeinsam geht. Ein Bildungsbericht, ein Inklusionsplan und die Schulentwicklung unter Beteiligung des Kreises sind nötig. Dies wird die nötige Dynamik und Stärke auch für die kreisangehörigen Gemeinden bringen, damit es wieder aufwärts geht. Der Blick nach Borken hat das gezeigt“, fasst Seefluth die Stellungnahme zur Bewertung des Kreises im Zukunftsatlas 2013 zusammen.