Unterrichtsausfall vermeiden, nicht erfassen!
Mitte des letzten Jahres haben die Piraten im Landtag beantragt, das Schulministerium möge über den Sachstand zum Unterrichtsausfall an den 6300 Schulen in NRW berichten: Denn Eltern, Lehrkräfte und Schülerschaft würden mehr Unterrichtsausfall als die festgestellten 2,4 % wahrnehmen. Sie befürchten daher negative Auswirkungen auf die Schülerleistungen.
Nun liegt für den 15. 1. 2014 die Antwort in der Form eines Gutachtens dem Ausschuss für Haushaltskontrolle vor. Möglichkeiten der Ermittlung des Unterrichtsausfalles wurden untersucht. „Letztlich stellt sich heraus, dass der Unterrichtsausfall nicht in seiner tatsächlichen Auswirkung dokumentiert wird, weil die bisherigen Erhebungen nicht tragfähig sind“, berichtet Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) über das Ergebnis der Studie.
Einige Feststellungen dürften auch für die Eltern und Schulen im Kreis Kleve interessant sein: Lehrkräfte werden besonders in den Grippemonaten im Winter krank, alleinerziehende oder verheiratete Lehrerinnen mit Kleinkindern fehlen häufiger. Ein schlechtes Schulklima, aber auch die Arbeit an Brennpunktschulen führen zu höheren Fehlzeiten. Grundschullehrkräfte fehlten öfter als Lehrkräfte der anderen Schulformen. Dies gilt auch für Pädagogen mit längeren Anfahrtswegen. Lehrerinnen und Lehrer der Naturwissenschaften haben geringere Fehlzeiten als jene mit gesellschaftswissenschaftlichen Fächern.
„Müssen Vertretungsstunden in Form von Klassenzusammenlegung, zusätzlichen Stunden und mehr Arbeit bei Korrekturen führt diese Belastung in der Folge ebenfalls zu mehr Krankheitstagen. Dies gilt insbesondere, wenn diese Leistung nicht anerkannt wird!“ erklärt Seefluth einen weiteren Zusammenhang.
Bisher wurde der so entstandene Unterrichtsausfall an 600 Schulen in einer vierzehntägigen Zufallsstichprobe im Frühjahr schulübergreifend ermittelt. „Das Schulministerium konnte bisher nicht einmal sinnvoll bestimmen, was Unterrichtsausfall ist. Die Fehlstunden wurden für die Öffentlichkeit bewusst niedrig gehalten“, kritisiert die GEW das bisherige Verfahren. In Zukunft ist jedoch nicht mit einer Besserung zu rechnen. Denn bis zu 700 Lehrerstellen könnten bei einer gezielten Erhebung verbraucht werden. „Diese Stellen sollten lieber im Unterricht eingesetzt werden, statt dessen Ausfall zu dokumentieren“, schlägt Seefluth vor. Leider schlagen die Gutachter keine Erhöhung der Vertretungsreserve vor. Immerhin plädieren sie dafür, „Ressourcen nicht in die Erfassung, sondern in die Vermeidung von Unterrichtsausfall zustecken“.
Die Schulleitungen sollen demnächst wie bisher gegenüber der Schulkonferenz Rechenschaft ablegen. Dabei können sie auf eine weiteres wichtiges Ergebnis der Studie verweisen: Das Fehlen von Lehrern wirkt sich erst nach vierzehn Tagen stärker auf die Schülerleistungen aus, eine Krankheit von Schülern ist da weit schlimmer!