Sprachprobleme ohne Integrationszentrum im Kreis kaum lösbar
Landrat, Städte und Gemeinden im Kreis Kleve lehnen ein Kommunales Integrationszentrum bisher ab. Dabei sprechen immer wieder neue Zahlen dafür, die 270000 € und das dafür bereitgestellte Personal des Landes anzunehmen. Auf der Basis der Daten vom März 2014 hat IT.NRW eine Übersicht über das Sprachverhalten von Kindern in Kindertagesstätten herausgegeben. „Die Zahlen sind alarmierend. Immer mehr Kinder im Kreis Kleve leben in Familien, bei denen vorrangig kein Deutsch gesprochen wird!“ verweist Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf die gerade veröffentlichte Statistik.
Fast jedes dritte Kind unter 3 Jahren in einer Kindertagespflege im Kreis kommt aus einer Familie, in denen vorrangig kein Deutsch gesprochen wird oder ein Elternteil ausländischer Herkunft ist. In dieser Gruppe ist die Anzahl von 321 auf 485 Kinder gestiegen. Bei den 3-6jährigen sind es sogar 2964 Kinder oder mehr als 41%! 2011 waren es noch 300 weniger. Insgesamt 8825 Kinder unter 6 Jahren haben 2014 eine Kindertageseinrichtung im Kreis besucht, bei 3449 (2011: 2979) ist mit Sprachproblemen zu rechnen, weil sie einen Migrationshintergrund haben. „Ob allein das regionale Bildungsbüro diese Aufgabe bewältigen kann, darf bezweifelt werden. Schon die personelle Stärke dürfte nicht ausreichen, Fortbildungsveranstaltungen zu organisieren, den Umgang mit Materialien zu lehren, Dolmetscher zur Verfügung zu stellen oder ein Netzwerk mit Kindergärten, Jugendämtern und Wohltätigkeitsorganisationen sowie Sprachenpatenschaften zu errichten“, gibt Seefluth zu bedenken. Es müssen auch Angebote für die Eltern erstellt werden, möglicherweise sind Alphabetisierungskurse und interkulturelle Schulungen nötig. „Diese Aufgaben können Bildungsbüro und Kommunales Bildungszentrum gemeinsam anpacken. Bildungspotenziale sollten bereits im Kindergartenalter ausgeschöpft, Zweisprachigkeit kann für die Bildungsbiographie eines Kindes von Anfang an genutzt werden. Erzieherinnen werden entlastet und fortgebildet. Dies kommt allen Kindern zugute, es bleibt mehr Zeit für gezielte Förderung. Das Geld ist da, die Chancen sollten nicht vergeben sondern genutzt werden“, fordert die GEW Landrat, Städte und Gemeinden auf, ihre ablehnende Haltung angesichts der zunehmenden Problematik zu überdenken.