Qualität der Qualitätsanalysen an Schulen überprüfen
Die Qualitätsanalyse der Schulen in NRW ist neu geordnet worden. Ob sie ihre Ziele besser erfüllt als vorher, darf bezweifelt werden. Dies wurde bei der Anhörung von Experten zu diesem Thema offensichtlich. Zwar wurde der „Datenfriedhof“ von 21 auf 4 Punkte verringert, aber an der notwendigen, nachhaltigen Unterstützung wird es wahrscheinlich weiter fehlen. Das Bildungswesen in NRW ist unterfinanziert, mehr Geld und damit Personal sind nicht vorhanden. Ein Blick zu unseren Nachbarn in den Niederlanden mit einer ähnlichen großen Einwohnerzahl zeigt, was notwendig ist: Dort wird das 5-fache an Geld für die Fortbildung ausgegeben, 3500 Vollzeitkräfte tragen zum Gelingen bei! Dem stehen in NRW 650 Ausgleichsstellen für Teilzeit -Moderatoren gegenüber.
„In NRW sollte das Schulministerium endlich erkennen, dass die Probleme der Qualitätsentwicklung an den Schulen nicht durch Papiere und Zahlen gelöst werden, sondern durch Personen, die helfen“, appelliert Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an die Landesregierung. Dies sieht auch Professor Rolff in der gerade erfolgten Anhörung des Landtages so: „Ohne äußere Unterstützung bleiben Schulen stecken!“ Er verweist auf Forschungsergebnisse, die belegen, dass die Empfehlungen der Qualitätsberichte meistens nicht umgesetzt wurden.
Die GEW fordert zudem, dass der schulbezogene Sozialindex stärker berücksichtigt wird. Schulen mit hohem Migrantenanteil oder mit sozialbenachteiligten und bildungsfernen Familien erzielen häufig allein schon wegen der Sprachprobleme bei den landesweiten Tests schlechtere Ergebnisse. Sie brauchen entsprechend andere Unterstützungsmaßnahmen und benötigen ein passgenaues Fortbildungs- und Beratungssystem, so Professorin Dr. I. van Ackeren in ihrer Stellungnahme. „Diese Schulen gibt es auch im Kreis Kleve. Der gesamte Kreis wird vom Land in einen hohen Sozialindex eingestuft. Dabei wäre es wichtig die einzelne Schule zu betrachten. Mehr als 20 Schulen müssten mit einem besonderen Index bewertet werden“, erklärt Walter Seefluth. Denn es ist nach wissenschaftlichen Erfahrungswerten davon auszugehen, dass 20% der Grundschulen im Kreis betroffen sind. Das wären 12. Bei den Haupt-, Sekundar-und Gesamtschulen liegt dieser Satz sogar bei 30%, also 7 Schulen. Selbst bei zwei Realschulen (Anteil 18%) und einem Gymnasium (8%) müsste schulbezogen ein besonderer Sozialindex berücksichtigt werden. Doch nicht nur die Schulen vor Ort, auch das Land sollte einer Qualitätsanalyse unterliegen, Rechenschaft ablegen und einen Länderbericht vorlegen. „Dies ist allein schon deshalb nötig, um das Ministerium mit in die Verantwortung zu nehmen. Es muss ja die Mittel und das Personal zur Verfügung stellen“, verweist die GEW auf die Zuständigkeit der Politik.
Dass die Lehrkräfte die Prüferinnen und Prüfer eher als„Qualitäter“ und verlängerten Arm der Schulaufsicht denn als „ critical friends“ ansehen, hat vielleicht damit zu tun, dass sie zu wenig Einfluss auf die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen haben. „In Schweden ist dieses Image erheblich besser, dort freuen sich die Kollegien auf die Qualitätsanalyse. Wenn sich aufgrund von Zuwanderungen oder Arbeitslosigkeit die Bevölkerung im Schulbezirk und in der Folge das Leistungsniveau verändern, sorgt der Bericht dafür, dass neue Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Zusätzliche Lehrkräfte oder Sozialarbeiter und Lehrmittel werden beschäftigt und beschafft“, berichtet Walter Seefluth aus seinen Erfahrungen. Der niederländische Schulbegleitungsdienst und die schwedische Qualitätsanalyse verbessern nachhaltig und wirksam die Schulentwicklung. Wünschenswert ist dies ebenso für die Bildungseinrichtungen in Kreis und Land.