Übergänge erzwingen neue Schulpolitik im Kreis
Auch im Kreis Kleve haben die Eltern bei der Entscheidung über die Wahl der weiterführenden Schule mit den „Füßen“ abgestimmt: Haupt- und Realschulen werden von Sekundar- und Gesamtschulen verdrängt: 2011 noch 659 (21,3 %) Übergänge zur Hauptschule und 1115 (36,1 %) zur Realschule. In 2012 sinken diese Raten auf 354 (12,6 %) für die Hauptschule und 889 (31,6 %) für die Realschule. Dabei sind die zurückgehenden Schülerzahlen zu berücksichtigen. Um fast 1000 Schüler sind die Schülerzahlen von 2000 bis 2012 auf 2817 zurückgegangen. Allein von 2011 nach 2012 sind es über 271 weniger.
„Angesichts dieser Entwicklungen sind die Entscheidungen der Stadträte von Emmerich bis Kevelaer Gesamtschulen zu gründen nur konsequent. Rees, Kalkar und Geldern werden die Konsequenzen aus ihrer starren Haltung recht bald zu spüren bekommen, ihnen werden die Schüler weglaufen“, deutet Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Zahlen.
In Bedburg-Hau, Emmerich, Issum, Kalkar, Kerken, Kevelaer, Kleve, Kranenburg, Rheurdt, Straelen, Uedem, Wachtendonk, Weeze laufen die Hauptschulen demnächst aus oder sind bereits geschlossen. In Rees und Geldern sind sie stark bedroht. Einzig Goch hat mit 75 Hauptschulanmeldungen unter diesen Umständen geringe Chancen etwas länger zu überleben. „Es ist bedauerlich diese Zahlen zu sehen, weil die Hauptschulen insbesondere bei der Berufsvorbereitung sehr gute Konzepte umgesetzt haben“, kommentiert die GEW diese Entwicklung.
Mit Blick auf die Entwicklung bei den Gymnasien sind die absoluten und Prozentzahlen interessant. Im Jahre 2000 sind noch 1165 Kinder im Kreis Kleve von der Grundschule auf das Gymnasium gewechselt, 2012 waren es 1005. Angesichts der zurückgegangenen Schülerzahlen stieg aber der Prozentsatz von 30,7 % auf 35,7 % um 5 Punkte. „Genau diese Zahlen sollten bei den Kommunalpolitikern eigentlich zum Nachdenken veranlassen. Eine Zusammenarbeit von Gesamtschulen und Gymnasien gerade in der Sekundarstufe II könnte hier dazu führen, bestehende Angebote zu erhalten und die extrem schlechte Abiturientenquote verbessern“, hofft Seefluth für die Zukunft. Denn während die Gymnasien des Kreises das Abitur in 8 Jahren anbieten, sind die Gesamtschulen auf 9 Jahre ausgerichtet. „Dieses eine Jahr länger in der Mittelstufe sowie die differenzierten Lehrgänge werden dazu führen, dass „Spätzünder“ sich entwickeln können“, sieht die GEW besondere Chancen für die Kinder.
Mit Blick auf die nüchternen Zahlen wird diese Entwicklung bestätigt. In den letzten zwölf Jahren ist Zahl der Gesamtschüler von 155 auf 336 ergänzt durch 215 Kinder an den Sekundarschulen gestiegen. „Dass Eltern diese Entwicklung wollen, haben die Abstimmungen in Kleve, Emmerich und Kevelaer/Weeze gezeigt. Auch Kerken geht diesen Weg. Rees, Kalkar, Uedem und Geldern werden sich anschließen müssen“, zeigt sich Seefluth sicher mit einer Prognose.