Männeranteil an den Schulen im Kreis sinkt dramatisch
Gerade hat das Landesamt für Statistik Zahlen zum Anteil von Männern an den Schulen herausgebracht. Ein Blick auf die Schulen im Kreis Kleve zeigt dabei einen starken Rückgang während der letzten sieben Jahre: An allen Schulformen im Kreis unterrichten mehrheitlich Frauen. Während Gymnasien und Gesamtschule 2005/06 noch von den Männern mit 54,6 % bzw. 55,7 % besetzt waren, sind es 2012/13 nur noch 48 % und 42,6 %. Zwei Drittel aller Lehrkräfte im Kreis sind weiblich. In den Schulformen sind die Unterschiede erheblich: An den Grundschulen beträgt der Männeranteil nur 9,2 % an den Gymnasien noch 48 %. Dabei sind die Gelderner Gymnasien mit 52.9 % mit Männern am stärksten besetzt, gegenüber 42,6 % in Rees. Unter 5 % Männeranteil liegen die Grundschulen in Wachtendonk, Kerken, Bedburg-Hau und Kalkar. In Kranenburg mit 20 % und Straelen mit 15 % unterrichten die meisten Männer. Die Förderschulen mit 27,6 %, Realschulen mit 33,2 %Sekundarschule mit 39,3 %, Gesamtschulen mit 42,6 % und Gymnasien 48 %Männern an ihren Schulformen weisen auf das Problem an Grundschulen hin.
„Je besser die Bezahlung und die Aufstiegsmöglichkeiten sind und je mehr Ansehen der Beruf erzielt, desto höher ist der Männeranteil in der Schulform“, erklärt Anja Oster von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dieses Ergebnis.
Auswirkungen hat dieses unausgewogene Geschlechterverhältnis tendenziell auch auf die Schüler. „Jungen fehlt eine männliche Lehrperson als Vorbild, sie zeigen ihre Aggressionen mehr nach außen. Nicht alle Lehrerinnen können damit umgehen. Lerninhalte, zurzeit verstärkt in Schulbüchern, sprechen eher Mädchen an“, führt Oster die weiteren Probleme an. In der Konsequenz führt das zu weiteren statistisch belegbaren Daten:
viel mehr Jungen besuchen die Förderschulen, insbesondere Lernen und soziale und emotionale Entwicklung;
mehr Mädchen bekommen die Empfehlung zum Besuch eines Gymnasiums;
Jungen lesen schlechter;
mehr Mädchen machen Abitur, es gibt mehr Studentinnen;
Jungen werden öfter nicht versetzt und „abgeschult“.
„Geschlechterförderung, Gender, muss Benachteiligungen ausräumen. Besonders an den Grundschulen muss Platz für männliche Lehrpersonen geschaffen werden, dazu ist eine Gleichstellung und -Bezahlung aller Lehrämter notwendig. Gleichstellungsbeauftragte nur für Frauenfragen dürften im Schulbereich überholt sein. Frauen und Männer sollten gemeinsam an diesem Problem arbeiten. Das würde letztlich die Benachteiligungen auch für die Jungen abbauen“, fordert Oster den Gesetzgeber zu einer veränderten Haltung auf.