Lage in Rees Folge eines maroden Schulsystems

Die unzureichende Lehrerversorgung an der Rheinschule Rees, die die Eltern zu vehementen Protesten veranlasst hat, zeigt für den Kreisverband Kleve der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beispielhaft, in welcher Lage die Hauptschulen insgesamt sind. Die Hauptschulen trugen und tragen die Hauptlast, wenn es um die Umsetzung der Inklusion geht. Zum einen versuchen Schulleitungen ihre Schulen zu retten, indem sie integrative Lerngruppen anbieten; zum anderen gilt diese Schulform immer noch als Auffangbecken für jene Schüler, die an Gymnasien oder Realschulen scheitern.

Fast ein Viertel aller Schüler mit Förderbedarf in Klasse 5 aus dem Kreis Kleve, nämlich 11 Kinder, wurden zu Beginn dieses Schuljahres in der Rheinschule Rees aufgenommen. Insgesamt hat die Schule  33 „GU-Kinder“ in den Jahrgängen 5 bis 8. Wenn dann aufgrund einer mehr als mangelhaften Stellenbesetzung Klassen zusammengelegt werden müssen, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf den Schulbetrieb.

„Wer meint, in Klassen mit über 30 Schülern an der Hauptschule effektiv unterrichten zu können, hat keine Ahnung von der Belastung. Wer in diesen Klassen auch noch mehrere behinderte Kinder beschulen lassen will, sollte jedwede Pädagogik an den Nagel hängen“, kritisiert GEW-Vorsitzender Walter Seefluth die Lage an der Rheinschule. „Hier wird mit der Gesundheit der Lehrer Schindluder getrieben, eine Schulaufsicht, die dies zulassen würde, verletze die Fürsorgepflicht auch für die anbefohlenen Kinder“, beschreibt die GEW die desolate Situation.

Horst Gerritsen von der Fachgruppe Hauptschule: „Wenn es dann noch zu überraschend vielen Rückläufern aus den Realschulen und Gymnasien kommt, ist jede Hauptschule personell überfordert. Auch Kinder von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die wegen fehlender Deutschkenntnisse in der Regel den Hauptschulen zugewiesen werden, verschärfen das Problem. Der Hauptschule wird die gesamte Last aufgebürdet, ohne sie personell entsprechend besser auszustatten. Zu Beginn diese Schuljahres ist im Kreis Kleve keine einzige neue Stelle an einer Hauptschule besetzt worden.“

„Schon bisher waren die Hauptschulen im Kreis Kleve schlecht besetzt, zumal die meisten auslaufen. Mit Abordnungen sollten die gröbsten Mängel behoben werden. In Rees spitzt sich die Lage nun aber zu, personelle Verstärkung sofort, notfalls auch von anderen Schulformen, ist nötig“, fordert Seefluth die Fachaufsicht in Kleve und die Bezirksregierung in Düsseldorf zum Handeln auf.

„Über die Personalräte wird die GEW Druck machen, wir lassen die Kollegen nicht im Regen stehen. Wenn die Stadt und die Parteien ebenfalls in Düsseldorf vorsprechen, wird sich die Lage bald verbessern“, machen die Gewerkschafter der Schule Hoffnung.

Einen Rat für die Zukunft hat Walter Seefluth für die Stadt auch noch: „Vielleicht könnte mit der Gründung einer Sekundar- oder Gesamtschule die Lage mittelfristig entschärft werden, denn dann wäre auch diese Schule mit den anderen gleichberechtigt!“