Jedes vierte Kind im Kreis mit Migrationshintergrund
Im Kreis Kleve lebten im Jahr 2011 fast 40000 Kinder unter 14 Jahren, davon wiesen etwas mehr als 10000, also ein Viertel, einen Migrationshintergrund auf. Dies geht aus den Zahlen hervor, die IT.NRW jetzt veröffentlicht hat. „Im Vergleich zu den Zahlen in Gesamt-NRW stellt sich die Situation hier erheblich besser dar. Denn in NRW und dem Regierungsbezirk Düsseldorf hat bereits jedes dritte Kind Eltern mit mindestens einem Teil von ausländischen Staatsbürgern“, wertet Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das vorgelegte Zahlenmaterial aus. So weist Seefluth darauf hin, dass besonders im Kreis Kleve wegen seiner Grenze zu den Niederlanden die Zahlen kritisch zu betrachten sind. „So ist die Zahl in Emmerich mit 750 ausländischen Kindern und einem Anteil von 18,6 % besonders hoch. Aber auch wenn dies die Gemeinde mit der zweithöchsten Zahl ist, ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei vornehmlich um Niederländer handelt. Sie gehören unserem Kulturkreis an. Daher gibt es in den Schulen mit diesen Kindern erheblich weniger Probleme“, erklärt der Bildungsgewerkschafter die Situation.
Problematischer sieht die GEW die Lage an den Grund-, Haupt-, Sekundar-und Gesamtschulen. „Da die katholischen Grundschulen nicht-katholische Kinder abweisen können, wenn sie nicht bereit sind „im katholischen Glauben“ unterrichtet zu werden, konzentrieren sich in einigen Gemeinden die Kinder mit Migrationshintergrund an den Gemeinschaftsgrundschulen besonders im Ortskern. Da diese Schulen auch das „Gemeinsame Lernen“ im Zuge der Inklusion anbieten, kommt es zu einer doppelten Belastung“, weist Seefluth auf die Zusammenhänge hin. Je nach Deutschkenntnissen wechseln diese Schüler dann seltener zu den Gymnasien als zu den anderen weiterführenden Schulen.
„Es wäre wünschenswert, wenn sich die Kreispolitik dieser Problematik zuwenden würde. Immerhin sind es 2710 ausländische Kinder, die im Kreis betreut werden sollten. Diese Zahl dürfte bis heute weiter gestiegen sein. Darum müssen die Schulen entlastet werden“, fordert die GEW. Einen Vorschlag dazu unterbreitet sie auch: Über den Kreis verteilt sollen „Integrationsklassen“ gebildet werden. Hier kann Deutsch gelernt und sich mit den Sitten und Gebräuchen unseres Landes vertraut gemacht werden. „Es darf einfach nicht sein, dass ein Kind ohne Beherrschung der deutschen Sprache beschult werden muss. Dies hat bisher schon die Lehrkräfte überfordert, weil sie schon mehr als genügend Probleme zu bewältigen haben. Vielleicht nimmt die Kommunalpolitik ja diese Forderung auf und verschafft den Kolleginnen und Kolleginnen an der Bildungsfront etwas Luft“, hofft Seefluth auf ein Einsehen beim Kreis und seinen Gemeinden bei den anstehenden Haushaltsberatungen, damit wie im Ruhrgebiet diese Investitionen vorgenommen werden.