Inklusion wird Illusion
Wer gedacht hat, das Land NRW würde es mit der Inklusion ernst meinen, wird wieder einmal von der Politik enttäuscht. Ist es in der Primarstufe die beabsichtigte Bildung von Schwerpunktschulen im Kreis Kleve, die eine wohnortnahe Beschulung behindert, so sind es in der Sekundarstufe die Gymnasien und Realschulen, die einen Sonderstatus bekommen.: Mit einer Änderung der Verwaltungsvorschriften für die Ausbildungsordnung der Sekundarstufe 1 wird das „Abschulen“ fortgesetzt. „Abschulen“ heißt nichts anderes als „schlechte“ Schüler des Gymnasiums oder der Realschule an die Haupt-, Sekundar- oder Gesamtschulen zu abzuschieben. Davon waren im Schuljahr 2012/13 ingesamt 165 Schüler an den Gymnasien oder Realschulen des Kreises nur in den Klassen 7 bis 9 betroffen. Insgesamt waren an diesen beiden Schulformen 307 Klassenwiederholungen in diesem Zeitraum zu verzeichnen.
„Da bis auf Geldern, Goch, Kalkar und Rees die Hauptschulen auslaufen, wird die Last der Inklusion künftig verstärkt auf die beiden Schulformen Gesamt- und Sekundarschule abgewälzt, denn die Gymnasien können unliebsame Schüler problemlos ausschließen, also „exkludieren!“ kritisiert Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Landesregierung. So entsteht faktisch unter dem Deckmantel der Inklusion ein zweigliederiges Schulsystem mit einer „höheren“ Schule und den Schulen des gemeinsamen Lernens. „Dies bedeutet in letzter Konsequenz, dass Gymnasien eine bevorzugte Stellung im System haben. Die Arbeit der Gesamt-und Sekundarschulen wird mit diesen Vorschriften öffentlich abgewertet. Dies ist unhaltbar, wenn Inklusion und individuelle Förderung mehr sein sollen als Schlagworte in Sonntagsreden von Politikern“, folgert die GEW.
Da Verwaltungsvorschriften ohne Beteiligung des Schulausschusses im Landtag und ohne Anhörung der Verbände erlassen werden können, deutet dies an, wie bei der Umsetzung der Inklusion demnächst verfahren wird: Eltern, Lehrer und Schüler werden nicht mitgenommen, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Schulministerium trifft Entscheidungen im Alleingang, die Verantwortung dafür müssen die Schulen vor Ort tragen und sich mit den Problemen auseinandersetzen.
Die GEW im Kreis Kleve unterstützt daher die Unterschriftenaktion des Landeselternrates der Gesamtschulen NRW, diese Vorschriften zu ändern und ein „Abschulungsverbot“ zu erreichen. „Wir bitten die Eltern der Kinder aller Schulformen um Hilfe. Denn nur in gleichberechtigen Schulsystemen kann Inklusion gelingen. Es ist blamabel für das Schulministerium, wenn es selbst Gespräche über diese Thematik verweigert. Rot-Grün verliert so weiter an Glaubwürdigkeit. Es wird Inklusion zur Illusion! “ ruft Walter Seefluth von der GEW zur Beteiligung an dieser Aktion auf.
Die Unterschriftenliste kann unter ler-nrw.de oder gew-kleve.de heruntergeladen werden. Sie sollte bis zum 22.3.14 an den Landeselternrat der Gesamtschulen geschickt werden.
Unterschriftenliste des Landeselternrates der Gesamtschulen NRW