Inklusion ohne Lehrer?
War und ist die Stellenbesetzung an den Grundschulen schon äußerst schlecht, spitzt sich nun die Lage weiter zu. „Wir sind es ja schon gewohnt, dass die Stellen für die Lehrerfeuerwehr und den Sozialindex in dem allgemeinen Stellenplan untergehen. Nun zeichnen sich weitere Probleme bei der Besetzung mit Förderschullehrkräften ab“, weist Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf künftige Probleme bei der Umsetzung der Inklusion im Kreis Kleve hin.
Zwar dürfen die Grund- und Förderschulen im Kreis in diesen Tagen Stellen für Förderschullehrerinnen ausschreiben, aber es meldet sich niemand. Bis zum 19.11.13 dürfen sich Förderschullehrkräfte bewerben. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, ist sehr gering. Bisher ist im Internet nur der Hinweis zu sehen: „Für diese Stelle liegt nur eine geringe Anzahl von Bewerbern vor.“ Dies bedeutet, niemand will im Kreis anheuern.
Förderschullehrer sind gesuchte Fachleute, der Bedarf ist höher als das Angebot. Der Kreis Kleve ist nicht attraktiv, bevorzugt wird der Raum Köln oder die Gegend von Düsseldorf. Auch die benachbarten Kreise Wesel und Viersen gehen leer aus. Das schulscharfe Ausschreibungsverfahren hat sich hier nicht bewährt.
„Dabei hat sich das Land mit der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention auch verpflichtet, genügend Lehrkräfte einzustellen. Dies wird leider oft vergessen, darauf muss das Land hingewiesen werden!“ klärt Seefluth auf.
In der UN-Konvention heißt es nämlich unter Artikel 24, Absatz 4: „Um zur Verwirklichung dieses Rechts (auf Chancengleichheit für Behinderte) beizutragen, treffen die Vertragsstaaten geeignete Maßnahmen zur Einstellung von Lehrkräften … und zur Schulung von Fachkräften …“
Mit der voraussichtlichen Nicht-Besetzung der Stellen für Förderschullehrer wird die angespannte Lage im Kreis Kleve weiter verschärft. „Grund-, Förder- und Hauptschulen beklagen lautstark den Mangel, die personellen Voraussetzungen für die Inklusion zum Schuljahr 2014/15 stimmen bisher nicht. Das Land muss diesen Missstand ausräumen. Sonst ist es unverantwortlich gegenüber Kindern und Lehrern, eine gemeinsame Beschulung einzuführen!“ fordert die GEW. Schon jetzt müssen Grundschulen ohne ausgebildete Förderschullehrkräfte auskommen, wenn sie Kinder mit Förderbedarf aufnehmen.
„Darum muss das Land Abschied nehmen vom bisherigen Einstellungsverfahren und den Mangel per Zuweisung an die Städte und Kreise gleichmäßig verteilen“, meint Walter Seefluth ganz persönlich.