Grundschulen des Kreises im internationalen Vergleich

In der letzten Woche wurde in allen Medien berichtet, wie sich die deutschen Grundschulen im internationalen Vergleich geschlagen haben. In IGLU wurden die Leseleistungen, in TIMSS das Können in Mathematik und den Naturwissenschaften überprüft. Deutschland belegte im Vergleich mit den anderen Staaten insgesamt einen Platz knapp im oberen Drittel.

Doch welche Bedeutung haben die Ergebnisse für die Grundschulen des Kreises ? Dieser Frage ging die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Kreisverband Kleve nach:

Kein Land in der EU gibt weniger für die Grundschulen aus als Deutschland, dies wirkt sich entsprechend auch im Kreis Kleve aus. Die Stellenbesetzung liegt unter 100% und kann nur durch die zusätzlichen Stellen zur Förderung ausgeglichen werden.

Dies hat Auswirkungen auf den Förderunterricht. In der Untersuchung sehen die Lehrkräfte für 23,1% der Schüler einen Bedarf an zusätzlicher Unterstützung im Lesen. Aber nur 10,7% der Kinder können gefördert werden. Dies dürfte sich auch im Kreis widerspiegeln, da gerade in der Doppelbesetzung oder beim Förderunterricht im Krankheitsfalle gekürzt werden muss. Die „Lehrerfeuerwehr“, für die Vertretung vorgesehen, geht im allgemeinen Stellenplan auf und steht für die Kinder nicht zur Verfügung.

Die soziale Herkunft insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund ist entscheidend beim Übergang zu den weiterführenden Schulen. Im Kreis Kleve zeigt sich dies nach Auswertung der statistischen Angaben des IT-NRW zum Schuljahr 20011/12 besonders klar. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Gemeinden. Deutsche Schüler besuchten nach der Grundschule zu 37% das Gymnasium, ihre ausländischen Klassenkameraden bekamen nur zu 13% eine entsprechende Empfehlung im Kreis. Während in Geldern von 28 Schülern nur 1 das Gymnasium besuchen sollte, waren es in Rees 5 von 10. In Goch war das Verhältnis 5 zu 23, in Kleve 5 zu 57, in Emmerich 3 zu 29, in Kevelaer  3 zu 14 und in Weeze 1 zu 16.

Auch bei der Verbesserung der Diagnostik muss sich durch eine verstärkte Lehrerfortbildung etwas tun. Eine nachhaltige über sporadische Bildungstage hinausgehende Fortbildung ist trotz aller Anstrengungen des hiesigen Kompetenzteams nicht möglich. Es fehlen personelle Ressourcen und für die Lehrpersonen entsprechende Freistellungen. So kommt es dazu, dass wie in der Untersuchung Kinder mit gleichem Leistungsstand von sehr gut bis mangelhaft benotet und mit sehr unterschiedlichen Bewertungen zum Besuch einer weiterführenden Schule  empfohlen werden.

Zu den Schlussfolgerungen der internationalen Untersuchung gehört der Ausbau eines Angebots an Ganztagsgrundschulen und damit eine gezielte Förderung von Schülern. Leider fehlen im Kreis Kleve aus finanziellen Gründen Grundschulen mit einem vollständigen Ganztagsangebot, das in den Schulalltag eingebettet ist. Die „offenen“ Ganztagsgrundschulen dienen lediglich der Betreuung und nicht der schulischen Förderung. Lehrerstunden wurden „kapitalisiert“ und stehen somit hier zu wenig zur Verfügung. Sie sind aber gerade für die leistungsschwachen Schüler wichtig.

„Internationale Untersuchungen finden sich konkret vor Ort wider, alle Verantwortlichen in der Politik und in der Schule, Eltern und Lehrer sollten sich mit der Situation beschäftigen und die entsprechenden Schlüsse ziehen. Verbesserungen sind nötig, zurzeit herrscht im Kreis wie in Deutschland eher Rückschritt. Dies kann angesichts der künftigen Herausforderungen an unsere Gesellschaft nicht hingenommen werden. Wir brauchen gute Bildung, wenn wir im Kreis Kleve künftig bestehen wollen. Die wirtschaftliche Kraft Deutschlands muss sich auch im Schulbereich zeigen. Sparen wäre hier fatal!“ stellt Walter Seefluth von der GEW abschließend fest.