GEW sieht schulpolitischen Handlungsbedarf für Emmerich

Schon im vergangenen Jahr hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) anhand der damaligen Zahlen auf die Probleme der Emmericher Hauptschule hingewiesen.  Nun sind die Befürchtungen für die weitere Zukunft wahr geworden.  „32 Anmeldungen und eventuell ein paar Nachzügler, so dass im Schuljahr 2012/13 doch noch zwei Eingangsklassen gebildet werden können – das ist leider keine Perspektive für den Erhalt der Europa-Hauptschule Emmerich. Der Trend bei der Schulwahl der Eltern lässt erwarten, dass  2013/14 nur noch eine Klasse 5 gebildet werden kann. 2014 würde die „Abwicklung“ der letzten Emmericher Hauptschule beginnen“, prognostiziert Walter Seefluth von der GEW, der sich bereits zur Schließung der Eltener Hauptschule kritisch geäußert hatte.

Seit dem Schulkonsens in NRW im letzten Jahr ist klar, dass die Hauptschulen auf längere Sicht keine Überlebenschance mehr haben, auch nicht in Emmerich. So geht von der Europaschule der Druck aus, die Schullandschaft hier zu verändern.

Die erstaunlich hohe Zahl von 136 Anmeldungen an der Hanse-Realschule sollte  nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie die Wunschschule für alle diese Kinder ist. Sie scheint eher Ausdruck dafür zu sein, dass Gesamtschule und Sekundarschule in Emmerich nicht zur Wahl stehen. So ist die Realschule für einen Teil der Eltern wohl die Schule, die am ehesten vergleichbare Bedingungen hat. Wenn die Hanseschule sich zwangsläufig der Aufgabe stellen will, auch den Kindern gerecht werden zu wollen, die „nur“ eine Hauptschulempfehlung haben, bedeutet das, dass die Realschule sich in Inhalten, Methoden und Zielen neu definieren muss. Ist es da nicht einfacher, eine Gesamtschule oder zumindest Sekundarschule einzurichten, die genau für diese Schüler bereits einen Lehrplan hat und deren Hauptmerkmal  das längere gemeinsame Lernen auch bis hin zum Abitur ist? Dass diese Schulformen damit eine Alternative sind, hat sich in Kleve gezeigt. Sie werden bis  Emmerich ausstrahlen. Denn kein Kind bekommt „nur“ eine Hauptschulempfehlung, sondern immer auch eine Empfehlung für die Gesamtschule und Sekundarschule!

Statt dem Sterben der Hauptschule weiter tatenlos zuzusehen, fordert die GEW, auch in Emmerich schulpolitisch aktiv zu werden: Möglichst bald sollten nach umfassender Information der betroffenen Eltern in Befragungen die Wünsche nach der besten Schule für ihre Kinder ermittelt werden, um für das Schuljahr 2013/14 entsprechende Weichen  stellen zu können. „Dabei wäre auch eine Kooperation mit der Stadt Rees sehr sinnvoll, die Einbeziehung des regionalen Bildungsbüros sollte überlegt werden“, so Seefluth.  Der Vorschlag, erst die  Landtagswahl im Mai abzuwarten, zeigt, dass man die Entscheidung über die Zukunft der Emmericher Schullandschaft weiter verschieben möchte. In der Landespolitik mag sich nach dem 13. Mai vieles ändern, die Schulpolitik wird wegen des Schulkonsenses davon nicht berührt sein. Es besteht für Emmerich dringender Handlungsbedarf. Schon im nächsten Schuljahr könnte es eine sehr viel stärkere Schülerwanderung nach Kleve geben, wenn Gesamtschule und Sekundarschule mit ihrer Arbeit erfolgreich gestartet sind.

„Es ist den Beschäftigten an den Hauptschulen auch nicht zumutbar, dass ihre Schule von Jahr zu Jahr bei den Anmeldungen immer stärker abgelehnt wird, obwohl gerade sie mit großem Engagement und hoher psychischer Belastung mit den ihnen anvertrauten Kindern arbeiten“, bemerkt das GEW- Vorstandsmitglied und Bezirkspersonalrat für Hauptschulen Horst Gerritsen aus Emmerich. Nach seiner Auffassung brauchen vor allem jüngere Lehrerinnen und Lehrer eine bessere berufliche Perspektive als „durchzuhalten, bis die letzte Hauptschule schließt. Und das auch noch mit der höchsten Unterrichtsverpflichtung und den geringsten Aufstiegsmöglichkeiten.“