Dramatische Personalsituation
und ungerechte Bezahlung an unseren Grundschulen
GEW Kreisverband schlägt
Alarm
Steuern die Grundschulen über
einen längeren Zeitraum auf einen erheblichen Lehrermangel zu? Erschreckende
Zahlen aus dem Einstellungsverfahren zum Schuljahresbeginn und den
Nachrückverfahren legen dies nahe. Zahlreiche Stellen können mangels
Bewerber*innen nicht wieder besetzt werden und laufen leer.
Allein im Kreis Kleve konnten
viele Stellen bisher nicht besetzt werden. Eine Vertretungsreserve,
die bei Krankheitsfällen und anderen Ausfällen einspringen kann,
ist kaum noch vorhanden, befristete Vertretungseinstellungen sind meist
nur noch durch Nichterfüller, d.h. durch Personen ohne ein abgeschlossenes
Lehramtsstudium zu besetzen.
Auch im Bereich Inklusion, dem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne
sonderpädagogischem Förderbedarf, klafft nach den Worten der GEW Vorsitzenden
Anja Oster eine Versorgungslücke an Grundschulen: „Auch für
den Inklusionsunterricht waren Stellen für sonderpädagogische Lehrkräfte
ausgeschrieben. Diese konnten bis heute nicht besetzt werden. “
In anderen Bezirken und
Regionen sieht es ähnlich düster aus. Auch wenn das Schulministerium
händeringend versucht, durch mehrere Nachrückverfahren diese Stellen noch zu
besetzen, ist klar absehbar, dass viele Stellen an den Grundschulen unbesetzt
bleiben.
Eine Ursache für den
Lehrermangel ist nach Einschätzung der GEW der durch die Umstellung des Studiums
bedingte vorübergehende Rückgang der Masterabsolventen aus den Hochschulen, die
in den Vorbereitungsdienst eintreten. So hat sich die Zahl der Referendar*innen,
die zum 1.5 und 1.11. dieses Jahres den Vorbereitungsdienst antreten, deutlich
reduziert. Zulassungsbeschränkungen, zu wenige Studienplätze und teils extreme
Anforderungen an das Lehramt Grundschule tragen darüber hinaus zu diesem Engpass
bei.
„Der Markt für Grundschullehrer*innen ist einfach leer gefegt. Schon
jetzt führt der Lehrermangel zu zusätzlich hohen Belastungen des Kollegiums,
steigende Krankmeldungen werden die Folge sein“, so die Meinung von Gisela
Winkelmolen vom Kreisverband Kleve. Hier fordert die GEW schnelle Abhilfe durch
entlastende, zeitlich befristete Notmaßnahmen und hat auch Vorschläge parat.
Sowohl die Qualitätsanalyse als
auch die Lernstandserhebung VERA 3 und die Sprachstandserhebung Delfin 4 sollten
vorerst ausgesetzt werden.
Für
einen befristeten Zeitraum könne man die Kapitalisierung der gesamten
Lehrerstellen für die Offenen Ganztagsgrundschulen ermöglichen um
sozialpädagogische Fachkräfte und Betreuungspersonal für den Ganztagsbetrieb
einzustellen.
Ein weiterer Grund für den Lehrermangel an Grundschulen ist laut GEW die unfaire
Besoldung. „Trotz gleicher Ausbildung und gleicher Ausbildungslänge verdienen
Grundschullehrer weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen an anderen
Schulformen.
Diese Ungleichheit führt dazu, dass sich Studentinnen und Studenten für
finanziell attraktivere Lehrämter entscheiden oder in andere Bundesländer
abwandern ", erklärt Anja Oster.
„Kleine Kinder - kleines Geld, große
Kinder - großes Geld“, nach diesem ungeschriebenen Gesetz werden Lehrerinnen und
Lehrer in Deutschland bisher bezahlt. Gestützt auf ein Rechtsgutachten des
namhaften Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Ralf Brinktrine sieht die GEW Kleve
für diese diskriminierende Praxis aber keine Rechtfertigung mehr.
„Wir als Grundschullehrkräfte
haben besonderen Grund, auf unsere Situation aufmerksam zu machen. Wir werden
nicht nur schlechter besoldet, sondern haben zudem eine hohe
Unterrichtsverpflichtung und wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Das passt nicht zu
dem hohen Anspruch, der an Grundschulen gestellt wird“, so beschreibt Gisela
Winkelmolen die Motive für die Durchführung von Aktionstagen zum Equal Pay Day,
die am 23. / 24. November vor den fünf
Bezirksregierungen in NRW stattfanden.
An diesen beiden Tagen traten
Grundschullehrer*innen für eine Aufwertung ihres Lehramtes ein. Denn gemessen an
der Besoldung nach A 13 Z arbeiten Lehrkräfte an Grundschulen ab diesem Tag,
also die letzten fünf Wochen des Jahres, unbezahlt.
Ein Lichtblick ist immerhin die
Anhebung der Besoldung für Schulleiterinnen und Schulleiter an Grundschulen um
eine Gehaltsstufe. Leider gehen sowohl die Konrektorinnen und Konrektoren als
auch die Grundschullehrkräfte noch leer aus. Das muss sich ändern! Die
Bildungsgewerkschaft GEW wird weiterhin aktiv bleiben!