Lehrermangel
– Kreisverband der GEW Kleve und Elternvertreter schließen sich zusammen Der Kreis Kleve ist einer der mit Lehrerstellen am
schlechtesten besetzten Kreise in ganz NRW und bildet im Familienatlas 2007
bezogen auf das Kriterium Bildung und Ausbildung das absolute Schlusslicht von
439 Städten und Kreisen. |
Die Kreis Klever
Elternschaft macht mobil. Bei schulscharfen Ausschreibungen stellt sich immer wieder
heraus, dass der Kreis Kleve für junge Kolleginnen und Kollegen aufgrund seiner
Randlage und dörflichen Struktur nicht besonders attraktiv ist. Umso enttäuschender
und gravierender die Meldung die kurz vor dem Ende der Ausbildung stehenden
jungen Lehrkräfte nicht längerfristig an ihre Ausbildungsschulen binden zu können.
Die Abwanderung der jungen Kolleginnen und Kollegen nicht nur aus dem Kreis
Kleve, sondern auch aus dem Land NRW in andere Bundesländer hat weitreichende
Folgen und wird uns in den kommenden Jahren durch die demografische Entwicklung
teuer zu stehen kommen. Im Januar 2010 lud der Kreisverband Vertreter der Politik,
des Schulamtes und der Bezirksregierung Düsseldorf sowie Schulleiter der Grund-
, Förder- und Hauptschulen ein, gemeinsam an einem „runden Tisch“ über die
Situation an den Schulen zu diskutieren. Leider verlief dieses Gespräch nicht so erfolgreich, wie
der Kreisverband gehofft hatte. „Wir mussten feststellen, dass die
Bezirksregierung, die durch den Abteilungsdirektor Schule, Thomas Hartmann,
vertreten wurde, davon ausgeht, dass die Grundschulen in unserem Kreis zu 105, 7
Prozent besetzt sind, damit wäre ihrer Meinung nach das Soll mehr als erfüllt“,
kommentierte Anja Oster, Mitglied des Vorstandsteams der GEW Kleve. „Am 31.
Januar werden zwölf Grundschullehrer pensioniert, diese Stellen bleiben
unbesetzt – von Langzeiterkrankungen ganz abzusehen!“ Stellt sich bei dieser
Stellenbesetzung die Frage, warum dem Kreis allein in Bereich der Grundschulen
25 Stellen zugewiesen werden sollten. „Ein Rechenfehler oder falsche Prognosen ja, aber um 100
Prozent verrechnet, da kann man ironischerweise nach der Grundschulbildung
fragen“, schreibt Stefan Terlinden in seinem Protestschreiben an die Eltern. In zwei Treffen der Schulpflegschaftsvorsitzenden des
Kreises Kleve und der GEW-Vorsitzenden Dagmar Wintjens und Walter Seefluth wurde
schnell deutlich, dass die statistische Zahl von einer 105,7 Prozent
Stellenbesetzung nicht die Wirklichkeit an den Schulen und ihre problematische
Situation widerspiegelt. Auch hatte die Auswertung von Fragebögen an die
Schulpflegschaftsvorsitzenden ergeben, dass zwar die Kinder nicht im
Krankheitsfalle einer Lehrperson früher nach Hause kommen – offiziell also
kein Unterricht ausfällt, von Unterricht bei Klassenzusammenlegungen, Ausfall
von Förderstunden, eine ad hoc Beschäftigung der Kinder der Klasse oder
Einsatz von Eltern, im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden kann. Ein wichtiger Grund für diese schulischen Situationen bei
kurzfristigen Erkrankungen liegt daran, dass im Kreis Kleve die
Vertretungsreserve, d. h. die 16 LehrerInnenstellen, die beim Schulamt für
solche Fälle eingestellt wurden, aufgrund der schlechten Stellensituation fest
an Schulen eingeplant sind und so ihrer Funktion nicht mehr nachkommen können.
Auch wurde beklagt, dass Schulen häufig keine Schulleitung hätten bzw. zwei
Schulen von einer Schulleitung geleitet werden. Aufgrund dieser und ähnlicher
Punkte wurde von den Eltern ein Forderungskatalog einstimmig verabschiedet.
Gemeinsam mit der GEW Kleve wurde beschlossen, die Landtagsabgeordneten der CDU
und SPD sowie die entsprechenden Kandidaten und den Landrat zu einer
Podiumsdiskussion einzuladen. Diese fand am 14. April 2010 statt. Über 300 Eltern,
Lehrer und Schulleitungen waren dem Aufruf der GEW nachgekommen: „Lasst die
Eltern nicht allein, setzt euch gemeinsam für die Kinder ein!“ Das Interesse
war groß und die TeilnehmerInnen ließen durch ihre Äußerungen erkennen, dass
sie hinter den Forderungen der GEW stehen. Auf dem Podium saßen neben den Gastgebern der Staatssekretär
Manfred Palmen (CDU), die Landtagskandidatin Margret Voßeler (CDU) und das
Landtagsmitglied Bodo Wißen (SPD). Vorschläge zur
Verbesserung der Personalsituation an den Grundschulen im Kreis Kleve Die Grundschulproblematik wurde wie oben beschrieben
dargestellt und heftigst diskutiert. Insbesondere im Bereich der
Ersatzeinstellungen und des inzwischen ausgesprochenen hohen Prozentsatzes von
Nichterfüllern, dieser liegt zurzeit bei 50 Prozent, zeigten Eltern, Lehrkräfte
und auch die politischen Vertreter Unverständnis und Besorgnis. So wurden der Politik Vorschläge zur Verbesserung der
Personalsituation an den Grundschulen mit auf den Weg nach Düsseldorf gegeben.
Zu diesen gehören: Ergänzung des
Sozialindex Die Stellen aus dem Sozialindex sind gemäß Erlass auch für
die Vertretung vorgesehen. Allein aus diesem Grund müsste der Anteil für den
Kreis Kleve erhöht werden. Dazu sollten neben den Brennpunktschulen auch jene
Städte und Kreise gefördert werden, die als schwer besetzbar gelten. Der
Erlass könnte um den Punkt „strukturschwache, ländliche Bereiche“ ergänzt
werden. Im Regierungsbezirk Düsseldorf sind zurzeit rund 75
Stellen für die Vertretungsreserve an den Grundschulen zu verteilen. Sie sollen
besonders als Nachteilsausgleich für schlecht besetzte Schulämter eingesetzt
werden. Hierzu gehört aufgrund der vergleichbar schlechten Besetzung der Kreis
Kleve. Zum 31.7.2010 müssen alle Stellen der bisherigen
Vertretungsreserve in feste Stellen umgewandelt werden. Dies wurde den Lehrkräften
zugesagt. Diese Zusage, nach zweijährigem Einsatz in der Vertretungsreserve
fest an einer Schule eingesetzt zu werden, wird durch einen entsprechenden
Passus im Erlass bestätigt. Sollte es zu schulscharfen oder schulamtsscharfen
Einstellungen im Kreis Kleve kommen, sollten bei der Ausschreibung unterbesetzte
oder schlechter besetzte Schulämter zunächst die Chance bekommen, zu den
Bewerbungsgesprächen einzuladen. Dies könnte einfach durch eine entsprechende
Terminfestsetzung eine Woche vorher zu den Ausschreibungsterminen geschehen. Außerdem
würde diese Maßnahme für die BewerberInnen den Bewerbungszeitraum und die
Einstellungschancen erweitern. |
Wie sich die weitere bildungspolitische Situation an den
Kreis Klever Schulen entwickeln wird – vor allem auch nach der Landtagswahl -
wird weiterhin von den Elternvertretern und der GEW genau beobachtet und
diskutiert werden. Damit die Landtagsabgeordneten die Kreis Klever Forderungen
zum Wohle der Kinder nicht vergessen, wurde Ihnen zum Abschluss der
Podiumsdiskussion noch ein „Vergissmeinnicht“ überreicht. |