Kreis Kleve im „Chancenspiegel“ unten
Gerade veröffentlicht wurde der „Chancenspiegel 2014“. Eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zur Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der deutschen Schulsysteme. Zum ersten Mal wurden nun auch die Daten regionalisiert. Dabei schnitt der Kreis Kleve, wie auch in den meisten wissenschaftlichen Studien vorher, wieder einmal schlecht ab. Er wurde der unteren Zertifikatsgruppe zugeordnet, dies gilt auch für die Gerechtigkeitsdimension „Durchlässigkeit“. „Das Ergebnis ist ernüchternd! Es zeigt, dass die Bildungschancen von Kindern im Kreis Kleve immer noch schwächer sind als in vergleichbaren Kreisen“, weist Walter Seefluth von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf einen riesigen Handlungsbedarf in der Bildungspolitik des Kreises hin.
Das Schulangebot hat sich verbessert, hier erreicht der Kreis den besten Wert. Doch bei den Übergängen nach der Grundschule auf ein Gymnasium mit 35,9 % im Schuljahr 2012/13 fällt die Wertung schlecht aus. „Auch bei der Durchlässigkeit hat sich etwas getan. Auf einen Schüler, der in eine „höhere“ Schulform von Haupt- zur Realschule oder zum Gymnasium wechselt, kommen 18, die abgeschult werden. Dies ist landesweit eine mittlere Einstufung“, sieht Seefluth Fortschritte. Dies gilt ebenso für die geringer gewordene Anzahl von Klassenwiederholungen.
Deutlich schlechter sieht es in der Sekundarstufe II aus. Hier liegt der Anteil der 109 Wechsler aus Haupt- oder Realschulen an die Gymnasien bei nur 9,4 %. Dementsprechend ist die Abiturquote niedriger und der Kreis wird der unteren Gruppe zugeordnet. Ein mittlerer Platz wird bei den Absolventen mit Hochschulreife aus den beruflichen Schulen belegt. Ähnlich positiv verläuft die Entwicklung bei der Verringerung von Abgängern ohne Hauptschulabschluss.
„Insgesamt wurde der Kreis Kleve viermal mittelmäßig und fünfmal niedrig eingestuft: Ein Zeugnis, das für eine Versetzung nicht reicht!“ fasst Walter Seefluth die Zahlen aus dem „Chancenspiegel“ zusammen. Interessant ist noch, dass die schwache Einstufung des Kreises atypisch ist, denn „vorwiegend Flächenkreise gehören zur oberen Gruppe“, so die Studie.
„Viele Probleme im Kreis sind hausgemacht: Wenn der Kreis Landesprogramme wie „Kein Abschluss ohne Anschluss“ oder die Zuschüsse in Höhe von 270000 € für ein „Kommunales Integrationszentrum“ nicht abruft, zeigt sich welch geringer Stellenwert die Bildung im Kreis genießt. Hier sind alle Kreistagsfraktionen und der Landrat gefordert, diesen Rang zu verbessern. Diese neueste Studie vom Dezember 2014 ist ein weiterer Warnschuss zu handeln. Verbesserte Lernbedingungen für unsere Kinder sollten es wert sein“, äußert sich Seefluth abschließend sehr kritisch.